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1898-1989
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Das künstlerische Werk
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Freda Zollinger-Streiff

Lebenslauf
Vorbemerkung: Einfachheitshalber werde ich im nachfolgenden Text meine Grossmutter Freda Zollinger-Streiff und meinen Grossvater Otto Zollinger einfach mit Freda und Otto bezeichnen.
Freda wurde geboren im Jahre 1898 in Iloilo auf der Insel Panay der Philippinen. Sie war die zweitälteste Tochter von Martha und Harry Streiff-Usteri. Der Vater war Unternehmer und Teilhaber der Handelsfirma Künzle & Streiff sowie der Zigarrenmanufaktur Alhambra, beide in Manila. Damals war die Zeit des spanisch-amerikanischen Krieges. Als Freda sechsjährig war nahm die Familie mit den fünf Töchtern und dem Sohn Wohnsitz in Zürich-Fluntern, wo sie alle aufgewachsen sind und Freda besuchte die Wetlischule. Da ihr zeichnerisches Talent schon früh entdeckt wurde, konnte sie nach dem Schulabschluss an der Ecole des Beaux Arts in Genf studieren, welche sie 1916 mit der Höchstnote 6 abschloss. Dort konnte Freda viele Künstlerkolleginnen und -kollegen kennenlernen und einen Grundstein für ihr späteres Netzwerk legen.
Anschliessend trat Freda in die private Kunstgewerbeschule von Otto am Zeltweg 74 in Zürich ein. Dies war der Anfang ihrer ausserordentlich kreativen und schöpferischen Zeit auf den verschiedensten Gebieten wie Oelbilder, Freskenmalerei, Stoffdrucke, Zeichenentwürfe usw., dies speziell in den 1920er-Jahren. Im Jahre 1919 heiratete Freda dann Otto, welcher von seiner ersten Ehefrau geschieden war. Mit der Mitgift ihres Vaters Harry Streiff konnte sie das Haus am Zeltweg 74 erwerben und baute es mit ihrem Mann um in mehrere Wohnungen, um eine gute Rendite für die Finanzierung zu erwirtschaften. Unter den Mietern waren dann viele interessante Leute aus Künstlerkreisen und später auch Emigrantenfamilien aus der Naziherrschaft, zu welchen der Kontakt auch später lange gepflegt wurde.
1923 kam die Tochter Elian (meine Mutter) zur Welt, welche ihre Kindheit dann am Zeltweg verbrachte. Die 1920er-Jahre waren eine unglaublich kreative Phase von Freda. Viele Arbeiten entstanden für Architekturprojekte von Otto aber auch eigene Aufträge waren erfolgreich. So beteiligte sie sich 1928 an der SAFFA, der ersten schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit in Bern.


Wie schon in den Kapiteln zu Otto erwähnt, waren die 1920er-Jahre nach dem ersten Weltkrieg für Architekten eine wirtschaftlich schwierige Zeit und 1924 übersiedelte er nach Saarbrücken. Die erfolgreiche Jungarchitektenphase von Otto war in den 1910er-Jahren mit Bauten im Heimatstil und in den 20er-Jahren betätigte er sich in erster Linie kunstgewerblich.
Die nachfolgende Ausführung muss als meine persönliche Vermutung interpretiert werden, da ich diesbezüglich nie etwas in der Familie gehört hatte: Otto brauchte eine Veränderung, einen Neustart, ihn reizte die moderne Architektur, weg vom Heimatstil und Kunstgewerbe. Er hörte offenbar per Zufall von Saarbrücken, wo ein Aufschwung mit neuen architektonischen Möglichkeiten im Gang war. Auch während der Saarbrücknerzeit reiste Freda immer wieder dorthin für Wandmalereien in Privatvillen und Gastronomie. Gleichzeitg realisierte Otto von Saarbrücken aus mehrere Bauten im Stil „Neues Bauen“ in der Schweiz, als „Leuchturm“ die Villa Streiff seines Schwiergervaters Harry Streiff. Die kleine Familie mit Töchterlein Elian war zwar getrennt aber trotzdem sah man sich regelmässig und meine Mutter ist nicht vollständig ohne Vater aufgewachsen.
Trotzdem kam es 1931 zur Scheidung. Freda konnte mit amtlicher Bewilligung den angeheirateten Namen Zollinger behalten, einerseits im Interesse der Tochter Elian Zollinger und andererseits infolge Ihres unterdessen bekannten Künstlernamens Freda Zollinger.




Freda und Otto als junges Paar in den 1920er-Jahren. Links Freda im Kleid aus eigenem Stoffmuster.
Auch nach der Scheidung blieben Kontakt und Zusammenarbeit bestehen. Am Ende des zweiten Weltkrieges kehrt Otto zusammen mit seiner dritten Ehefrau Helen zurück in die Schweiz und konnte seine Architekturbüro wiederum am Zeltweg 74 als Mieter bei Freda eröffnen. Im Jahre 1948 führte sie für ihn die Wandmalereien aus im Mövenpick Claridenhof Zürich. 1953 war Otto der Architekt für Freda‘s Wohnhaus in Küsnacht. Dieses Haus war dann ein Familienmittelpunkt, auch für die Familie von Tochter Elian (unsere Mutter) und meine zwei Geschwister Anja und Dominik mit mir. Wir verbrachten als Kinder und Jugendliche viel Zeit in diesem Haus und Freda war eine wichtige Bezugsperson. Sie interessierte sich für unsere Tätigkeiten und förderte diese. Spannend, wie auch die erste Ehefrau von Otto, Ida Zollinger, regelmässig am 24. Dezember „kommen durfte“ und die dritte Ehefrau, Helen, Gotte meiner Schwester Anja, oft an Sonntagen mit Otto zu Kaffee und Kuchen kam. Aber alle drei Ehefrauen zusammen habe ich nie erlebt.
Das Leben ein Kunstwerk
Hier einige Auszüge aus der Abdankung von Vikar Andrea Marco Bianca vom 22. Juni 1989 in Küsnacht, welche Freda’s Persönlichkeit treffend darstellen:
Freda hatte im Leben aller hier in der Kirche Anwesenden einen Platz, man schätzte sie, man hatte sie gerne, man bewunderte sie.
Unverdrossener als die meisten hatte sie gearbeitet, speziell auch nach der Scheidung, wo sie das Leben als alleinerziehende Frau bewältigen musste.
Sie nahm ihr Leben in die Hände und lebte so, wie sie es für richtig hielt. Dabei war sie immer sehr fröhlich und konnte mit ihrem herzhaften Lachen und ihren guten Ratschlägen die Menschen um sich herum aufmuntern und unterstützen.
Freda lachte gerne und ihre Hände schafften gerne. Das Zusammentreffen von positiver Lebenseinstellung und ihrer vernünftigen, massvollen Art das Leben anzupacken, haben sie zu einem Original gemacht und ihr Leben wurde für viele zum eigentlichen Kunstwerk. In ihrer eigenen Art das Leben in die Hand zu nehmen konnte sie manchmal auch kräftiger zupacken und die Zügel straffer spannen. Dies hat ihrem Leben als Kunstwerk auch besondere Konturen gegeben und hat eigenwillige Akzente gesetzt.
Das Besondere und Eigenwillige ist bei ihren Kunstwerken aber zugleich auch das Schöne, das Begeisternde, welche anziehen. Ein Kunstwerk muss man nicht immer verstehen und vollständig erklären können um es wertvoll und bewundernswert zu erleben. Das war auch beim Leben von Freda so.
Die Vollendung vom Kunstwerk war für Freda die späteren Jahre, das Erleben von uns drei Enkeln Thommi, Anja und Dominik. Mit viel Begeisterung und Liebe war sie Grossmutter und dementsprechend wurde sie auch geschätzt und verehrt - „mis familiäli“ sagte sie in solchen Momenten. Ihr Haus in Küsnacht, wo sie bis am Schluss, zusammen mit Ingo Zollinger, Otto‘s Sohn aus erster Ehe, gelebt hatte, war ebenso wie schon der Zeltweg 74 in Zürich, ein gastfreundliches, offenes Haus.

Links Otto und Freda, in späteren Jahren einfach gute Freunde und Künstlerpartner.
Rechts der Bildhauer Hermann Haller mit Gattin.
Bilder 1922-1931
Landschaften bei Minusio am Lago Maggiore
Bild im Besitz vom Kunsthaus Zürich. Sammlung Mayenfisch.
Meine Besichtigung im Depot.

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Obige 7 Bilder alle in unserem Familienbesitz
Am Lützelsee Schwarzweiss. Ostschweiz Farbe



Portraits von Tochter Elian, meine Mutter



Stoffe 1920-1926
Bedruckt und gewoben für Wandbespannungen, Vorhänge, Textilien






Wandbespannung
über der Kommode









Ausser von den 2 Farbabbildungen sind leider nur Schwarzweiss-Aufnahmen vorhanden.
Um sich eine Vorstellung von den Farben machen zu können, anbei Stoffmuster von den 1920er Jahren aus dem Museum für Gestaltung in Zürich




Arbeiten mit Glas und Blattsilber 1920-1925
Geschliffene Glassscheiben. Ausführungplan



Arbeiten mit Blattsilber



Innenbemalungen 1922-1929
Decken, Wände, Türen, Mobiliar
















Gastronomie 1926-1948
Wandbemalungen
Tanzdiele Monopol, Jazzlokal, Saarbrücken, 1926





Restaurant Rheinischer Hof, Saarbrücken, 1928



Restaurant Mövenpick Claridenhof, Zürich, 1948
