Neues Bauen
1927 - 1934
Haus Hannig, Ensdorf (Saarlouis)
1927
Das Wohnhaus mit Praxis für den Arzt Dr. Wilhelm Hannig war das erste in der Schaffensphase von Otto Zollinger, welches dem „Neuen Bauen“ verpflichtet war. Es gehört in die Reihe der weiteren Privathäuser wie die Villa Streiff, Küsnacht 1929 und die Villa Schock, Metz 1933.
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Dieses Haus ist kein kompakter Baukörper, vielmehr addiert sich eine grundlegende Winkelform mit weiteren Einzelelementen zu einem Gesamtgefüge. Es hat keine Vorder- und Rückfront, keine eigentlich repräsentative Fassade. Die äussere Gestalt ergab sich aus dem inneren Raumkontinuum, das den Bedürfnissen der Bewohner entsprach. Auffällig war der Kontrast zwischen scharfkantigen Kuben und weich gerundeten Wandabschnitten. Die Dachterrasse glich einem Schiffsdeck. Den Baukörper überzog ein heller feiner Putz und ein dunklerer, blau-grauer grober Putz überzog Sockel, Anbauten und Untersichten. Die gesamte Inneneinrichtung inkl. Mobiliar, Küche und Praxis wurde von Otto Zollinger geschaffen. Dunkelrot und Blau waren oft verwendete Farben im Innern. Das Esszimmer hatte schwarze Wände und weisse Lackmöbel.
Das Haus wurde im Zweiten Weltkrieg beschädigt und dann nicht mehr ganz originalgetreu repariert. Die Unterschutzstellung durch die Denkmalpflege 1996 war natürlich für die bereits erfolgten Veränderungen zu spät. Vom ursprünglichen Innenausbau ist nur noch der Kamin sichtbar, allerdings vollständig weiss verputzt. Die heutigen Besitzer sind sich des wertvollen, architektonischen Erbes bewusst und liessen in den frühen 2020er-Jahren die Fassade erneuern. Das Untergeschoss mit seinen Fenstern wirkt als Sockel in Tauben-Blau. Das leuchtende Weiss der Fassade hebt das Gebäude deutlich in seinem Stil hervor gegenüber den Nachbarhäusern.
Walsheim-Brauerei und Gaststätten im Saarland
1926-1934
1928/29 realisierte Otto Zollinger den Neubau der Brauerei Walsheim bei Saarbrücken, welche als eine der modernsten Brauereien galt. Anstelle der bisherigen Ziegelbauten setze Zollinger auf Beton mit den beinahe unbegrenzten Möglichkeiten. Der gewaltige Gebäudekomplex mit verschieden grossen Baukörpern und diffenzierten Bauten offenbarte einen räumlichen Zusammenklang. In einem Fabrikneubau liess sich der Stil „Neues Bauen“ mit Ansätzen zum Stil „Bauhaus“ hervorragend realisieren. Zollinger profitierte dabei von der Liebe zu zeitgenössischen Kunstformen des Inhabers der Walsheim-Brauerei, Dr. Hans Kanter. Das markante Kellerhochhaus und der Malzturm boten ideale Sujets für beste Reklamewirkung auf Plakaten, Werbeflächen, Drucksachen usw.
Marlen Dittmann (siehe Quellennachweis) beschrieb den Bau wie folgt: Zollinger vereinte die einzelnen Funktionen – Kellerhochhaus, Sudhaus, Malzturm und Trebertrockenanlage – zu einem horizontalen Gesamtkomplex. In Gebäudemassen und Detaillierung blieben sie jedoch als je besondere erkennbar. Aus verschieden grossen Baukörpern und differenzierten Bauten gewann der Bau den räumlichen Zusammenklang. Die bündig in der Wand liegenden Fensteröffnungen – zu Bändern zusammengefasst oder grosse Glasflächen, in kleine Rechtecke unterteilt – gliederten die verputzen Betonwände. Als schmaler, kastenartiger Erker sprang ein senkrechtes Fensterband am Malzturm hervor, überragte diesen um ein Beträchtliches und bezeichnete das dahinterliegende Treppenhaus. Dieser schmale Glaskasten streckte sich nach oben in die Höhe und setzte ein weithin sichtbares Zeichen.
Die Aussenwände des Kellerhochhauses, waren vollständig geschlossen. Erst der zweigeschossige Aufbau bestand aus einem Eisenbetonskelett mit Ausfachung, vielen Fenstern und Jalusien, zeigte also, verglichen mit dem unteren Teil, eine lebhaftere Gliederung, welche durch die architektonische Betonung der Rahmen, welche das grosse Kühlschiff frei überspannten, noch verstärkt wurden. Ein Drittel der Dachfläche war von einer Laterne, ebenfalls aus Eisenbeton, bekrönt. Diese bezweckte eine rasche Abfuhr der Schwaden über der sich abkühlenden Würze aus dem Kühlschiff.
Ueber die Farbigkeit dess Aussenbaus gibt es keine Angaben. Die blau-weisse Kachelwandgestaltung im Sudhaus, ein abstraktes Muster, stammte von Fritz Streiff, einem Vetter Zollingers Ehefrau, Freda Zollinger-Streiff. (Ende Beschreibung Dittmann)
Zur Förderung des eigenen Bierabsatzes betrieb die Brauerei zahlreiche Gaststätten im Saarland, im benachbarten Lothringen und sogar in Turin, Genua und Rom. Sie waren meistens in Form damalig neuartiger Schnellgaststätten mit kleinen Tellegerichten für das Arbeitsschichten- und Fahrplanleben der vor allem im Bergbau werktätigen Bevölkerung. Zollinger erhielt den Auftrag für die Innenausbauten und Aussengestaltungen. Architektur, Mobiliar und Dekoration bildeten eine Einheit. Viele Dekorationsmalereien stammten von seiner Ehefrau und meiner Grossmutter Freda Zollinger-Streiff. Auch in diesen Gaststätten konnte die moderne Atmosphäre geschaffen werden, welche dem Kunstgeschmack von Inhaber Hans Kanter entsprachen.
Folgende Gaststätten baute Otto Zollinger für die Walsheim-Brauerei oder Tochterbrauereien:
Tanzdiele Monopol, Saarbrücken 1926
Rheinischer Hof, Saarbrücken 1927
Walsheim-Gare, Strassburg 1928
Walsheim-Quick, Saarbrücken 1932
Strohdiele, Saarbrücken 1933
La Source chaude, 1933
Schnellimbiss EinsZweiDrei, Saarbrücken 1934
Schnellimbiss Sur le Pouce, Metz 1934
Le fauvre Bock, Metz 1934
Ausstellungsrestaurant Union Messine, Thionville 1934
Cafè Giolitto, Turin 1934
Jahre (noch) unbekannt, 1928-1934:
Cafe Astoria, Saarbrücken
Schnellimbiss Automat, Saarbrücken
Walsheim-Keller, Saarbrücken
Onde de la Moselle. Ort (noch) unbekannt
Da aus jener Zeit nur Schwarzweissfotos existieren, muss die intensive Farbgestaltung in diesen Walsheim-Gaststätten erahnt oder sich auf Grund der wenigen Beschreibungen vorgestellt werden. Im Buch Moderne Cafes, Restaurants und Vergnügungstätten (Quellennachweis) findet man Farbbeschreibungen wie folgt. Cafe Astoria: Glasfassung hellblau, Holzwerk braun, Wände scharf gelbgrün und bunt gestreift, Decke rosa. Tanzdiele Monopol: Brüstung blau, Wände obere Hälfte blau rot, untere Hälfte gelb-rot, Deckenspiegel tiefbraun, äusserer Spiegel schwarzgelbe Streifen, Gesims rosa-gelb.
Dieses Gastronomie-Betätigungsfeld Zollingers bis 1934 bildete dann auch den Grundstein für die ersten Mövenpick-Restaurants in der Schweiz ab 1948. Es lassen sich viele Parallelen erkennen in den Geschäftskonzepten als auch in Gestaltung von Innenausbau, Mobiliar und Dekoration.
Im Jahre 1935 wurde Hans Kanter von den Nationalsozialisten als Hauptaktionär der Walsheim-Brauerei enteignet. Unter dem Beschuss französischer Truppen 1939 wurden die Gebäude teilweise beschädigt und 1942 dann die Liquidation angeordnet. Der vernichtende Bombenangriff 1945 brachte das endgültige Aus. In der Folgezeit dienten die alten Gebäudeteile, teilweise renoviert, einer Reihe verschiedener Firmen als Produktions- und Lagerstätten, bis sie, von der Gemeinde Gersheim aufgekauft, im Winter 1981/82 abgerissen wurden. Damit gingen auch die architekturgeschichtlich interessanten Bauteile von Otto Zollinger verloren.
Das Grundstück wurde dann in Einzelparzellen aufgeteilt, wo heute Wohnhäuser stehen.
Die Zerstörung des Lebenswerks von Hans Kanter und das Schicksal der Brauerei berühren mich sehr und ich verweise auf die Schrift seiner Enkelin Claudia Schoch Zeller, siehe Quellennachweis.
Villa Streiff, Küsnacht
1929
1929 erhielt mein Grossvater Otto Zollinger von seinem Schwiegervater, meinem Urgrossvater Harry Streiff den Auftrag für eine Villa in Küsnacht. Dieser exklusive Bauauftrag erwies sich als Glücksfall – er hatte keinen Konventionen zu folgen. Wahrscheinlich gerade deshalb wurde das Jahr 1929 für den 43-jährigen Architekten zum Wendepunkt in seinem Schaffen. Zollingers gelungene Verbindung von Schiffsbau und Architektur machte aus der Villa Streiff ein geankertes Schiff auf der Wiese. Durch seine gerundeten Ecken und die weit auskragenden Balkone gleicht dieses dreigeschossige Gebäude einem Ozeandampfer und ist in seiner Schiffsästhetik ein architektonisches Kind seiner Zeit. Es gilt heute als Stilikone der Moderne. Vermutlich hat die Biografie des Bauherrns Streiff zum Schiffscharakter beigetragen. Als erfolgreicher Geschäftsmann reiste er viel auf die Philippinen und verbrachte Monate seines Lebens auf See. Der Gedanke ist nicht abwegig, dass er mit seiner Altersresidenz die Erinnerungen an die langen Schiffahrten nach Fernost wachzuhalten suchte.
Beschreibung
Ueber einen massiven Sockel mit einer Verkleidung aus dunkelrotem Klinker ragt das schwarze, stromlinienförmige Haupthaus in Richtung See. Zwei weit auskragende, übereinanderliegende Terrassen mit Geländern aus filigranen Aluminiumrohren erinnern an Kommandobrücken mit einer Reling. Ein zurückversetzter weisser Kubus auf der Nordseite beherbergte das Personal und die Wirtschaftsräume. An der Südseite gegen den Garten fügte Zollinger den Speisesaal als eingeschossigen, weissen Rundbau an das Haupthaus an.
Ebenfalls einmalig ist das progressive Farbschema: blaue, gelbe, grüne und orangefarbene Räume im Innern sowie eine Komposition von Rosa (Fensterzargen), schwarzem Fassadenputz und Silber im Aeusseren. Der kreisrunde Speisesaal wieder erstrahlt in hellem Gelb und das Treppenhaus zeigt sich in maritimem Azurblau. Auch im Innern scheint sich das Schiffsmotiv fortzusetzen mit der geschwungenen einläufigen Treppe, den Türklinken mit ihren langen Griffen und den nach aussen orientierten Räumen.
Eindrücklich ist das Farbschema, das Zollinger aussen und innen verwirklichte: mit seinem Akkord Silber-Schwarz-Weiss-Rosa sitzt das Gebäude behäbig und hoch elegant im tiefen Grün seiner Wiesen zwischen den Obstbäumen. Das Farbkonzept war ein Bekenntnis zur farbigen Architektur – dies zu einer Zeit, da das einfarbige Weiss bereits zur allgemeingültigen Farbe der Avantgarde-Architekten avancierte und die Farbigkeit als gestalterisches Element der Moderne zum Verschwinden brachte.
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Denkmalschutz und Restauration
Nach dem Tod von Harry Streiff 1939 wurde das Haus von seinen fünf Kindern als Erben verkauft und mit den neuen Besitzern erfolgte quasi eine fast komplette Neutralisation, indem sie sowohl die Fassade als auch die Innenräume weiss überstreichen bzw. weiss tapezieren liessen. Baulich hingegen erfuhr die Villa zum Glück nur wenige Eingriffe und etliche Elemente der Innenausstattung waren nahezu unverändert erhalten geblieben. Anlässlich einem erneuten Besitzerwechsel 2009 wurde die Villa unter Denkmalschutz gestellt. Die Renovation erfolgte nach dem Prinzip „Bergen und Verbergen“. Um denkmalpflegerische Anliegen und Bauherrenwünsche zu versöhnen, wurde nach dem Prinzip des „Verdeckens von Entdecktem“ vorgegangen. Die Bedeutung der Farbigkeit für die architektonische Wirkung des Gebäudes musste der neuen Bauherrschaft, die in ihren ursprünglichen Absichten von der nach wie vor verbreiteten Vorstellung einer weissen Moderne ausgegangen war, zuerst vermittelt werden. Zumindest für das Aeussere der Villa Streiff war es denn auch das unmittelbarste denkmalpflegerische Ziel, dem Erscheinungsbild zur Bauzeit möglichst nahe zu kommen, was dann auch weitgehend erreicht werden konnte.
Da in den 30er-Jahren noch keine Farbfotos möglich waren, mussten die ursprünglichen, darunterliegenden Farbschichten durch restauratorische Untersuchungen oder auf Grund von Beschreibungen Zollingers oder detaillierten Beschreibungen von Materialien und Farben mit Fotoreportagen in Fachzeitschriften, wie z.B. Das ideale Heim, ermittelt werden.
In den Innenräumen wurde das „Verdecken von Entdecktem“ zur einzigen Möglichkeit, um denkmalpflegerische Anliegen und Bauherrenwünsche für die Gestaltung der privat bewohnten Räume unter einen Hut zu bringen, dies nach dem Prinzip „Aufdecken und Bergen oder Verbergen“. So wurden diverse neue Wand- und Deckenanstriche in einem reversiblen System mit Spezialfarbe angebracht.
Nicht freigelegt wurden die Portraits der Enkelinnen (darunter meine Mutter Elian) und Enkel von Harry Streiff, welche meine Grossmutter und Kunstmalerin Freda Zollinger-Streiff, Tochter des Bauherrn und Gattin des Architekten, auf Schiebeläden im Arbeitszimmer gestaltet hatte.
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Ich empfehle allen Interessierten, das Haus Zürichstrasse 21 in Küsnacht von der Strasse unten her zu bestaunen. Der Zutritt auf das Privatgelände ist untersagt und eine Besichtigung des Privathauses ist nicht möglich.
Der Grossteil des vorhergehenden Textes sind Auszuge aus Publikationen von Pietro Wallnöfer, lic.phil.I, wissenschaftlicher Mitarbeiter Kantonale Denkmalpflege Zürich. Auch die 2 Farbfotos der Innenaufnahmen stammen aus diesen Publikationen. Siehe Quellennachweis.
Vevey Corseaux Plage
1929
Dieses Werk ist Otto Zollingers meistpubliziertes Werk in vielen internationalen Fachzeitschriften. Noch 1953 wurde es in das in Tokio erschienene Buch über Schweizer Architektur in der Reihe „worlds contemporary architecture“ aufgenommen. Es ging als Sieger aus einem Wettbewerb hervor.
Der Bau erfolgte im gleichen Jahr wie die Villa Streiff und das Haupthaus weist viele Aehnlichkeiten auf mit der grossen Terrasse im Obergeschoss, welche schiffsdeckähnlich gegen den Lac Léman hinausragt. Der Stil „Neues Bauen“ ist unverkennbar. Zollinger äusserte sich folgendermassen: Das Strandbad Vevey steht unter dauernder Dynamik. Terrassen stossen und schieben, Stützen tragen, Treppen ergiessen sich, Plätze lagern, Schatten wandern lichtverdrängend, Lichter blenden schattenversengend – alles ist unendlich in Bewegung wie der See. Das Bad ist eine Art Bühne und alle Besucher sind Akteure.
Marlen Dittmann (siehe Quellennachweis) schreibt: Es war ein kühner Wurf, dessen Besonderheit darin bestand, dass dem neuzeitlichen Baustoff Eisenbeton ein ganz hervorragendes und wechselvolles Wirkungsfeld eingeräumt wurde. Vor der malerischen Bergkulisse erhebt sich der weisse Kubus des Terrassenrestaurants mit raumhohen Glaswänden und einem weit vorkragenden Dach, das dünne Stützen tragen. Ein grosser Betonpilz auf der Terrasse dient als Sonnenschirm. Ein langer Steg führt zum grossen Sprungturm zu, der sich als plastisches Monument aus dem See streckt und den die mutigen Springer über eine freitragende, sich um den Betonschaft windende Treppe erklimmen müssen. Die Funktionalität und Sachlichkeit, auch die Aesthetik all dieser Bauelemente setzte Zollinger vor einer grandiosen Landschaft wirkunsvoll in Szene, so finden auch die Besucher einen Rahmen vor, in dem nun sie sich ihrerseits zur Schau stellen und ihre sportlichen Leistungen bewundert werden können. Das Interesse an Strand, Luft und Sonnenkult war überall sehr gross und so wurden damals in der Schweiz viele Strandbäder eröffnet (Ende Zitat Dittmann).
Heute sind nur noch das Hautgebäude mit Restaurant und Sprungturm vorhanden. Die Treppenstufen zum See und die Stege sind der Aufschüttung zum Opfer gefallen, welche jetzt eine Wiese und ein grosses Schwimmbecken beinhaltet. Der Sprungturm steht nicht mehr frei im See sondern an den aufgeschütteten Uferfelsbrocken. Aus Sicherheitsgründen ist er für die Benutzung gesperrt
Auch weitere Bereiche wurden umgebaut, so auch das Restaurant. Dieses wird betrieben unter dem Namen „Vevey Corseaux Plage“ www.veveycorseauxplage.ch. Vom Innenraum mit der grossen Glasfront hat man eine sehr schöne Sicht auf den See und die riesige Terrasse. Speziell empfehle ich die Filets de Perches. Im ursprünglichen Restaurantraum war der Stil Zollingers betreffend Innendekoration und Möblierung unverkennbar und zeigte gleiche Elemente, wie er sie in den Gaststätten im Saarland und später bei den ersten Mövenpicks verwendete.
Das Hautgebäude und der Sprungturm stehen glücklicherweise unter kantonalem Denkmalschutz (Waadt) und auch der Wirt interessiert sich sehr für die Geschichte der Anlage. Ich bin in Kontakt mit den zuständigen Stellen und werde sicher bald erfahren, was für die Zukunft so geplant ist.
Casino Kursaal Lido, Ascona
1930
Die Konstruktion mit dem schlichten Innenraum und den grosszügigen gläsernen Eingängen kommuniziert mit der Aussenwelt, indem sie sich mit der Schönheit der Natur verbindet.
Der grosse Salon und die grosszügige Terrasse zum See hin erlaubten die öffentliche Nutzung für Spiele und gesellschaftliche Aktivitäten, die in den vergangenen Jahrzehnten das öffentliche Leben prägten.
Im Jahr 2004 wurde das Gebäude umfassend aber sorgsam renoviert unter Respektierung der historischen und kulturellen Vergangenheit aber unter Berücksichtigung der heutigen Anforderungen an Sicherheit und Hygiene in der Gastronomie. Unter dem Namen „Delta Beach Lounge“ werden ein Restaurant, eine Bar und eine Eventlocation betrieben. www.deltabeach.ch
Haus der Arbeiterwohlfahrt, Saarbrücken
1930
Das Haus der Arbeiterwohlfahrt war 1930 der erste Bau in den Formen des neuen Architekturstils Neues Bauen in Saarbrücken. Einige Autoren ordnen es auch dem Bauhaus-Stil zu. Aufgrund seiner modernen Gestaltung fand das Gebäude überregional grosse Beachtung. Im Krieg wurde es schwer beschädigt und dann beim Wiederaufbau stark verändert.
1929 erhielt Otto Zollinger den Auftrag ein bestehendes Militärgebäude für die Zwecke der Arbeiterwohlfahrt, welche in der Armenpflege tätig war, umzubauen. Er verwandelte ein militärisches Gebäude in einen sozialen Zwecken dienenden Bau.
Marlen Dittmann (siehe Quellennachweis) beschreibt (auszugsweise) das Gebäude wie folgt: Scheinbar beliebige Lichtöffnungen sind eingeschnitten in die schmucklos glatten Wände vom Baukubus. Nichts verbindet sich mit dem traditionellen Gebäudeaufbau der Nachbarhäuser, mit deren Geschossgliederung und vertikalen Fensterachsen. Schmale Rechteckfenster liegen über breiten Fensterbändern. Das senkrechte Fensterband markiert das Treppenhaus und findet ein Gegengewicht in der horizontalen Brüstung des Dachgartens. Der hohe Kamin unterstreicht das Aufsteigende des Baus. Der horizontale Sockel wirkt wie eine Verankerung im Boden, damit die so leicht wirkende Architektur nicht entschwebt. Die rahmenlosen Fenster sitzen in der Fassade vertieft oder treten als Kasten hervor. Durch den weit zurückliegenden Eingang gelangt man ins grosse Foyer mit 500plätzigem Saal. Von dort führt eine elegante Treppe ins 1. Obergeschoss mit Lehrsaal, Bibliothek, Lesezimmer und Büros. Der 2. Stock hat karitativen Charakter und im Dachgeschoss liegen die Hausmeisterwohnung und ein Restaurant mit schöner Dachterrasse.
Bei keinem seiner Bauten verzichtete Zollinger auf die Zusammenarbeit mit bildenden Künstlern – so auch hier. Die farbige Verglasung der Fenster im grossen Saal stammte von Fritz Streiff, einem wichtigen Mitarbeiter in seinem Saarbrückner Büro. Er war verwandt mit Zollingers Ehefrau Freda Zollinger-Streiff, welche, wie schon erwähnt, in vielen Bauten Dekorationen malte. Für die Treppenwand in der Halle des ersten Stocks schuf Käthe Kollwitz ein Sgraffito „Mütter wehren die Not von ihren Kindern“. Alfons Magg schuf das Steinzeugrelief am Eingang „Familie, als Symbol der Häuslichkeit“ – es zeugt als einziges heute noch vom Zollinger-Bau. Alle Werke wurden von den Künstlern gestiftet und symbolisierten die Idee und das Wesen der Gemeinschaft, also den Zweck des Hauses.
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Rechts: Käthe Kollwitz
vor Ihrem Sgraffito „Mütter wehren die Not von ihren Kindern“
Mitte: Otto Zollinger
Links: Fritz Streiff
Quellennachweis Nr. 9
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Ca. 1930. Zerstört durch die Nationalsozialisten 1936
Das Haus erregte Aufsehen in diversen Fachzeitschriften: Man hat in ihm radikal die Formen des neuen Architekturstils zur Anwendung gebracht / Der Bau bietet sich dar als ein nach strengen Richtlinien moderner Architektur erstelltes Gebäude mit wundervoll einfacher Linienführung / Es ist ein neues Haus, dessen neue Formen von modernem Geist und zeitvollem Streben erzählen.
Das Gebäude blieb aber in Saarbrücken des erste und einzige in den Formen des neuen Architekturstils. Schon bald wurde von der Nazidiktatur der regionaltypische Heimatstil verordnet.1936 wurde die Arbeiterwohlfahrt enteignet und der Reichssender Saarbrücken zog ein. Die Wandmalerei von Käthe Kollwitz wurde von den Nationalsozialisten wegen ihrer Antikriegsbotschaft im gleichen Jahr zerstört. Erst nach dem Krieg erhielt die Arbeiterwohlfahrt ihr Haus stark beschädigt zurück. Durch verschiedene Umbauarbeiten, Anbauten und Aufstockungen haben sich das Aeussere und Innere des Hauses im Laufe der Zeit verändert. Das grosse Eingangsfoyer wurde mit Räumen unterteilt und das Treppenhaus zeigt sich weniger eindrücklich, vermutlich infolge des Wiederaufbaus nach Zerstörungen. Einen guten Eindruck vom früheren Aussehen gibt noch heute, dank der Denkmalpflege, die markante Stahl-Glas-Fassade vor dem Treppenhaus, welche heute in roter Farbe aus der kürzlich erneuerten weissen Fassade hervorsticht. Insgesamt macht das Gebäude heute einen sehr frischen Eindruck.
Fotos 2024
Rechts Relief Alfons Magg
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Haus Gärtnermeister Riggenbach, Zürich-Höngg
1933
Otto Zollinger errichtete das Haus an einem Hang in Höngg bei Zürich für den Gärtnermeister Oskar Riggenbach. Leider ist es heute abgebrochen.
In der Zeitschrift „Der Baumeister“ hiess es 1934: Diese Arbeit zeigt grosses Einfühlungsvermögen in den Charakter der umgebenden Landschaft, welche mit diesen weissen, ruhigen Wandflächen gut harmoniert. Das Aeussere, insbesondere der Eingang zeigt eine gewisse Verwandtschaft mit der besonders im Süden jetzt herrschenden Formauffassung. Alle Romantizismen sind vermieden. Die Grundrisse sind ausserordentlich fein durchgearbeitet. Konstruktiv ist das Pultdach einwandfrei. Aesthetisch erscheint es dann erträglich, wenn es nicht im Hauptblickfeld liegt, wie hier.
Auch hier stammt die Inneinrichtung mehrheitlich, also vor allem das eingebaute Mobiliar, von Zollinger. Die typischen Wandmalereien seiner Ehefrau Freda Zollinger-Streiff zeigen Arbeitende im Gartenbau.
Villa Schock, Metz
1933/34
Dieses Wohnhaus ist der besterhaltene Bau von Otto Zollinger ausserhalb der Schweiz. Damals wurde es erbaut im Auftrag des Bauherrn Ferdinand Schock. Das meiste ist noch original und es wird vom heutigen Besitzerpaar liebevoll gepflegt dank dem Bewusstsein für dessen Geschichte. Die Villa Schock ist im Stil „Neues Bauen“ und stammt aus derselben Schaffensphase Zollingers wie die Villa Streiff, Küsnacht und das Haus Hannig, Ensdorf (Saarbrücken) und diese Phase fand hier ihren Höhepunkt.
Marlen Dittmann (siehe Quellennachweis) beschreibt das Werk wie folgt: Ein feingliedriger Bau in vornehmer Zurückhaltung, ohne Zierelemente. Das Haus wurde errichtet in einem alten Park eines kleinen Barockschlosses und entstand in konsequent moderner, sachlich geprägter Formensprache. Es schmiegt sich um ein rundes Wasserbecken, das bereits vor dem Hausbau bestand und zum Ausgangspunkt der Gebäudekomposition wurde. Das flachgeneigte Pultdach und die Flächigkeit der ruhigen Umfassungswände verstärken die Wirkung des kubischen Hauskörpers mit dem zurückgenommenen Obergeschoss. Eckfenster verklammern die aneinanderstossenden Wände und unterstreichen die plastische Kraft des Baus. Haus und Landschaft stimmen miteinander überein, vor allem auch in der grossen Dachterrasse. Das die Terrasse abschliessende rechtwinklige Betontor, eine Pergola, wirkt wie ein Rahmen für die Aussicht in den Garten, welche damit etwas Bildhaftes, Bühnenmässiges erhält. Diese Pergola ist gleichzeitig ein Pendant zum Teeplatz jenseits des Wasserbeckens an der äusseren Grundstückmauer. Kein ornamentaler Schmuck, keine Materialkomposition durchbricht die weiss überstrichenen, schalungsroh belassenen Betonmauern. Belebt werden diese durch Fenster- und Türöffnungen, deren graugestrichene Rahmen sich zart absetzen.
Der sachlich-eleganten Wirkung des Aeusseren entsprach die zurückhaltende Möblierung innen, in einem weitgedehnten und sorgfältig gegliederten Raumganzen, das ausser zwei schlanken, weissglänzenden Säulen im Erdgeschoss keine festen unterteilenden Elemente enthält. Auch die Inneneinrichtung wurde von Zollinger entworfen. Stoffbespannte Wände, ein durchgehender Teppichboden und Möbel in naturbelassenem Birnbaumholz unterstrichen den Farbklang des Raumes aus Beige, Braun und Schwarz.
Technische Raffinessen wie versenkbare Fenster, Schiebetüren, beidseitig nutzbare Einbauschränke sowie die Berücksichtigung neuester Arbeitstechniken zeichneten die Wohnhäuser Zollingers aus. Die Vereinfachung der Bauformen und neue Konstruktionen verbinden sich zu Zweckmässigkeit und Schönheit. (Ende Dittmann)
Zur Ehren des Architekten wurde im Quartier eine Rue nach Otto Zollinger benannt.