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50er-Jahre

1948 - 1959

In den 1950er-Jahren realisierte Otto Zollinger diverse Einfamilienhäuser und öffentliche Bauten, welche alle, von mir aus gesehen, im ähnlichen Stil erstellt sind. Merkmale sind Holzteile und sichtbare Backsteine an und in der Fassade sowie die Anlegung der Schrägdächer. Zum typischen Stil von Zollinger gehört die Staffelung eines Hauses, also Bauteile in unterschiedlichen Höhen und verschiedenen Dachschrägen – dies sowohl beim früheren Stil Neues Bauen als auch hier in den 50er-Jahren.

1948. Schwimmbad Adliswil. Das ehemalige Garderobegebäude steht noch, wird von einer Therapie genutzt und steht leider sehr vernachlässigt da. Interessant die treibhausähnlichen, grossen, schrägen Fenster.

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1953. Einfamlienhaus Freda Zollinger-Streiff, Küsnacht. Otto Zollinger baute es während seiner dritten Ehe für seine zweite Ehefrau, meine Grossmutter. Sie hatte auch viele Dekorationsmalereien für ihn gemacht in Gebäuden während der Saarbrückner-Zeit und auch in Mövenpicks. In einer gewissen Weise erinnert das Haus an die Villa Streiff, ebenfalls in Küsnacht, und zwar durch die überragende Oeffnung auf die Seeseite und dem relingartigen grossen Balkon, platziert in einer Wiese, aber infolge des Holzes vielleicht mehr an ein Segelschiff als einen Ozeandampfer. Infolge Erbfolge war es nicht möglich, das Haus in der Familie zu behalten und ist heute durch einen Neubau ersetzt. Einzelne Bauteile sind heute in meinem Haus in Illnau-Mesikon integriert.

1956. Abdankungshalle Friedhof Adliswil. Heute nicht mehr als solche genutzt und heisst jetzt Helen Dahm-Haus. Grosse Wandfresken von Helen Dahm, einer Künstlerfreundin. Eine Auffrischung täte gut.

1956. Restaurant Kibitz, Herisau. Die Aehnlichkeit mit Zollingers Mövenpick-Einrichtungen ist unverkennbar. Ein Blickfang war die grosse Wanddekoration der Künstlerin Silvia d’Altri. Wie bei vielen seiner Bauwerke, hatte Zollinger auch hier die Zusammenarbeit mit einer Künstlerin realisiert. Heute umgebaut als Pizza-Restaurant Pomodoro, Bahnhofstrasse 17.

 

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Otto Zollinger mit Künstlerin Silvia d'Altri bei der Einweihung

1958. Seilbahn Adliswil-Felsenegg, Tal- und Bergstation. Heute glücklicherweise sorgfältig renoviert, dem Zeitgeist entsprechend in gepflegtem Grau und Weiss und nicht mehr in den ursprünglichen Farben mit Gelb und ziegelroten Backsteinen.

1959. Haus Deslarzes, Adliswil. Bis heute konnten weder ich noch das Bauamt herausfinden, ob das Haus noch steht.

1950er. Haus Otto Zollinger und zwei Nachbarhäuser, Hündlistrasse, Adliswil. Sein Einfamilienhaus ist heute durch einen Neubau ersetzt, aber es steht talseits noch das Nachbarhaus, welches sehr ähnlich gebaut ist, beide mit Pultdach parallel zum Gelände. Daneben steht heute noch ein weiteres Einfamilienhaus mit Satteldach. Typisch für alle 3 Häuser sind ein aus der Fassade herausragender gelber Fenstererker. Dann Fassadenteile aus Holz oder sichtbaren Backsteinen. Keine Fassade ist durchgehend – alle weisen eine versetzte Fläche sowie Nischen oder Anbauteile auf.

Einfamilienhaus Otto und Helen Zollinger, heute abgebrochen. Talseitig das noch bestehende ähnliche Einfamilienhaus.

Benachbartes Einfamilienhaus mit Satteldach, heute noch bestehend.

Doppelhaus Diedenhoferstrasse, Saarbrücken

Vom Baustil her ist dieses Haus schwierig einzuordnen im Gesamtwerk von Otto Zollinger.

Erbaut wurde es 1937, aber ich erlaube mir eine Zuordnung bei den Bauten der 1950er-Jahre und zwar aus folgenden Gründen:

1936, unter nationalsozialistischer Herrschaft, wurde das Gelände in eine Zone für Kleinhaussiedlung eingestuft und das geplante Pultdach musste mit einem Satteldach umgeplant werden. Der Baustil „Neues Bauen“ war nicht mehr möglich. Auch die maximal erlaubte Grundfläche wurde beschränkt, durfte nicht überschritten werden und stellte an den Architekten eine grosse Herausforderung, um die Wohnwünsche der beiden Familien erfüllen zu können.

Auch Zollingers typischer Stil der Staffelung eines Hauses, also Bauteile in unterschiedlichen Höhen und verschiedenen Dachschrägen, fehlt hier. Wie das Haus am Hang mit Pultdach hätte aussehen können, zeigt eventuell das Haus des Gärtnermeisters Riggenbach, Zürich-Höngg, 1933, Kapitel "Neues Bauen".

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Zollinger nutzte die Hanglage um das Untergeschoss zu einem vollwertigen Wohngeschoss auszubauen mit den Wirtschaftsräumen und einer Gartenhalle mit direktem Zugang zur Gartenterrasse.

Die Eingangsebende auf hausoberseitiger Strassenhöhe wirkt trotz beschränkten Massen grosszügig infolge des vorgelagerten Balkons, welcher die Terrasse im Untergeschoss deckt. Grosse Eckfenster und raumhohe Glasflügeltüren gewähren einen herrlichen Ausblick über den Talgrund und zu den abschliessenden Waldhöhen.

Eine offene Treppe führt ins Obergeschoss. Dieses konnte vollwertig ausgebaut werden, weil Zollinger das vorgeschriebene Satteldach auf der Gartenseite weiter herunterführte und dadurch ein sehr hoher Grempel/Kniestock entstand.

Marlen Dittman (Quellennachweis) schreibt: Der Architekt hat mit der Raumgliederung wie überhaupt in der feinempfundenen Individualisierung etwas sehr schönes an räumlicher Phantasie entfaltet; er hat den an sich kargen Raumbedingungen erstaunlich schwungvolle und grosszügige Wirkungen abgewonnen.

Möbeleinbauten und Wandtäfelungen wurden von Zollinger einheitlich gestaltet. Helles Ahornholz, braune Frieseinfassungen oder Tannenholz und leicht rosafarbener Anstrich von Decken und Wänden.

Auf der westlichen Giebelfront gliedert und belebt ein Wandvorsprung mit grossem Atelierfenster die Struktur dieser Hausseite. Der darunter angefügte Schacht dient dem Geschirrlift von Küche im Untergeschoss zum Erdgeschoss. Auf der Foto wirkt das ganze irgendwie wie eine „Rakete“.

Die zwei Hauseingänge sind verziert mit Ornamenten und Wappen der Eigentümer. Auf Fotos erkennt man Zollinger beim eigenhändigen Malen am linken Eingang, und einen der Eigentümer, Jakob Schug, ein Zeichenlehrer, am rechten Eingang.

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Das Doppelhaus steht heute im Besitz einer jungen Familie, welche den östlichen Teil selber bewohnt und den westlichen Teil vermietet. Sie sind sich der architektonischen Enstehungsgeschichte bewusst. Es wird schrittweise renoviert und einzelne Elemente aus der Zeit werden nach Möglichkeit erhalten. Nebenbei wird eine kleine Hobbyimkerei betrieben www.imkerei-wabengold.de.

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Noch vorhanden: Fliesen in den oft von Zollinger vewendete Farben Ziegelrot und Blau
Holztreppen dieser Art baute Zollinger oft, so am Zeltweg 74 in Zürich und in der Kirche Fällanden
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